Streuobstwiesen

Streuobstwiesen sind Hotspots der Artenvielfalt und können eine wichtige Rolle in der Klimakrise spielen. Doch die Rettungsinseln sind inzwischen selbst stark bedroht. Deswegen braucht es Menschen, die diese Wiesen schützen, nutzen und trotz der großen Krisen wieder aufblühen lassen.

Ansprechnpartner für die Streuobstwiesen Projekte bei Querwaldein ist Jakob Seeger.

 

 

Streuobstwiesen als biodiverser Lebensraum
und Lernort für BNE

2023/24 trafen sich ein Jahr lang ca. 30 Jugendliche und Erwachsenen aus Köln, Brühl und Bonn auf zwei Streuobstwiesen, um sich mit der Klima- und Biodiversitätskrise zu beschäftigen. Und auch um gemeinsam Möglichkeiten zu finden mit diesen beiden großen Krisen aktiv umzugehen. Das erklärte Ziel war, auf den beiden Flächen die Artenvielfalt zu erhöhen und sie den sich verändernde Klimabedingungen bestmöglich anzupassen.

An 20 Projekttagen sind, in dem von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW gefördertem Lern- und Artenschutzprojekt, Schüler*innen der Gesamtschule Brühl sowie Jugendliche aus dem Jugendzentrum Meschenich mit erwachsenen Landwirt*innen und Umweltschützer*innen zusammengekommen. Zuerst wurde auf den Flächen eine Bestandsaufnahme zum Vorkommen von Tieren & Pflanzen gemacht, dann auf die Flächen abgestimmte Maßnahmen entwickelt und diese schlussendlich mit zahlreichen Helfer*innen direkt umgesetzt.

Mit Hilfe von Wildtierkameras, Spurenfallen sowie Bestimmungs-Apps und Büchern wurden von den beiden Gruppen, über fünf Monate hinweg, insgesamt über 150 auf den Flächen vorkommende Arten bestimmt. Darunter waren gleich mehrere Rote Listen Arten wie der Feuersalamander, der insektenfressende Vogel „Neuntöter“ und die mit dem Siebenschläfer verwandte und sehr selten gewordene Haselmaus. Für die Haselmaus und zahlreichen Vogelarten wurden von den beiden intergenerationellen Gruppen insgesamt 40 Holznistkästen gebaut und angebracht. Aus großen Steinen und über einer Tonne Sand wurden Nist- und Überwinterungs-möglichkeiten für Eidechsen, Amphibien und Wildbienen geschaffen. Zudem wurden ca. 40 besonders dürreresistente Obstbäume- und Heckengehölze gepflanzt, darunter Feigen, Aprikosen und Felsenbirnen.

Als besonderer Ausdruck von Mut und Hoffnung des Projekts wurden dem Vogel Wiedehopf spezielle Nistmöglichkeiten gebaut, da er den Insektenreichtum der halboffenen Obstbauflächen liebt. Dieser besondere Vogel – von dem es in ganz Deutschland nur noch etwa 600 Brutpaare gibt und der in NRW schon seit über 50 Jahren nicht mehr gebrütet hat – könnte, anders als viele andere Arten, vom aktuellen Temperaturanstieg im Rheinland profitieren und bestenfalls als Brutvogel zurück in die Region kommen. Wenn er denn genug Insekten und attraktive Nistmöglichkeiten vorfindet.

Die Projektbeteiligten haben innerhalb eines Jahres sehr viel gelernt: zu den großen Krisen der Zeit, ihren lokalen Auswirkungen sowie über Handlungsmöglichkeiten aus dem praktischen Naturschutz. Zugleich wurden zwei Streuobstwiesen ökologisch enorm aufgewertet und erfolgreich als Lernorte für eine interdisziplinäre und intergenerationelle Bildung für Nachhaltige Entwicklung erprobt.

 

Folgeprojekt 2025-26

Das Projekt erstreckt sich über zwei Jahre. Die Teilnehmer*innen erlernen zum einen altes Wissen zur Pflege von Obstwiesen (seit 2021 UNESCO-Kulturbe) und zum anderen aktuelle wissenschaftlich erforschte Ansätze zur Biodiversitätsförderung und Klimaanpassung auf diesen. Wir verknüpfen die Theorie immer mit der Praxis und setzen dabei Maßnahmen zur Steigerung der Artenvielfalt auf unterschiedlichen Streuobstwiesen um. Dieses Vorgehen ermöglicht den Teilnehmenden ein auf Selbsterfahrung basierendes Lernen. So können sie am Ende des Projekts das erlernte Wissen direkt in verschiedenen Kontexten anwenden. Dafür lernen sie unter anderem:

• Welches Potenzial Streuobstwiesen hinsichtlich der Biodiversitäts- und Klimakrise haben

• Welche Tiere, Pflanzen und Insekten auf der Streuobstwiese leben und was sie brauchen

• Wie intergenerationelles Lernen auf Streuobstwiesen aussehen kann

• Das Pflanzen und Veredeln von Jungbäumen

• Einen intensiven Einstieg in den Jung- und Altbaumschnitt

• Welche Obstsorten in der Klimakrise zukunftsfähig sein könnten

• Das Anlegen von Klein-Habitaten wie Blühstreifen, Trockenmauern, Teichen, Vogelhecken und Nistkästen

• Welche Maßnahmen auf unterschiedlichen Streuobstwiesen sinnvoll sind

Wir richten uns mit unserem Angebot an (angehende) Landwirt*innen, Umwelt- und Klimaschützer*innen, Pädagog*innen und an alle anderen Streuobst-Interessierten.

Auf einen Blick:

Januar 2025 bis August 2026, 1-2 Projekttage im Monat
für 12-16 erwachsene Teilnehmer*innen
auf 6-10 verschiedenen Streuobstwiesen im Raum Köln/Bonn

Anmeldung und Informationen: Jakob Seeger